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Kinderarmut in Deutschland
Stärkere Umweltbelastung von Kindern der Unterschicht UNICEF bescheinigt in einer aktuell veröffentlichten Studie zur Lage von Kindern in Deutschland der weltweit führenden Exportnation, nicht über "internationales Mittelmaß" hinauszukommen. Dies ist zwar beschämend genug. Doch ebenso wie im kürzlich von Bundes-"Arbeits"-Minister Olaf Scholz vorgestellten Armutsbericht Deutschland, wird auch hierin die Realität beschönigt. Im November vergangenen Jahres hat das 'Kinderhilfswerk' im 'Kinderreport Deutschland 2007' veröffentlicht, daß bis dato 5,9 Millionen Kinder - also rund ein Drittel aller Kinder - als arm zu gelten haben. Auch andere neuere Studien beweisen, daß die Kinderarmut in Deutschland in den letzten Jahren rasant zugenommen hat. Laut einer Studie der Prognos AG leben in Haushalten ohne erwerbstätigen Elternteil 72 Prozent der Kinder unter der Armutsgrenze. Das beschönigende Ergebnis von UNICEF kann nicht verwundern, da bis vor kurzem Heide Simonis den Vorsitz von UNICEF Deutschland innehatte. Bekanntlich setzte Simonis schon zu ihrer Zeit als Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein alles in Bewegung, um die Aufklärung der Kinderleukämie-Fälle in der Umgebung des AKW Krümmel zu blockieren. Und nach einem internen Skandal und dem erzwungenen Auswechseln des Geschäftsführers der deutschen Sektion von UNICEF zu Beginn dieses Jahres ist das Renommee der Organisation erheblich beschädigt. Da half es auch nur wenig, daß die UNICEF-Studie gemeinsam mit "Familien"-Ministerin Ursula von der Leyen vergangenen Montag (26. Mai) in Berlin vorgestellt wurde. In den von WissenschaftlerInnen erhobenen Daten der UNICEF-Studie kommen dennoch einige Fakten zu Tage, die ein Schlaglicht auf die Situation in Deutschland werfen: So mußte auch von der Leyen einräumen, daß Kinder alleinerziehender Eltern, in Familien mit ausländischer Herkunft und aus kinderreichen Familien ein besonders hohes Armutsrisiko haben. Laut UNICEF-Studie wachsen derzeit 35 bis 40 Prozent der Kinder in Ein-Eltern-Familien in relativer Armut auf und leiden damit unter engen Wohnverhältnissen, schlechter Infrastruktur oder begrenzten Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten. Doch die Probleme beginnen meist schon im Kindergartenalter. Vom proklamierten, aber dennoch kaum ausreichenden Ziel, bis 2013 für mindestens ein Drittel aller Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze zu schaffen, ist Deutschland noch weit entfernt. 2005 lag die Quote in Westdeutschland bei 6,2 Prozent, während sie in den Bundesländern der Ex-DDR immerhin 36,6 Prozent betrug. Gleichzeitig werden bei immer mehr Kindern Krankheitssymptome diagnostiziert. Insbesondere Übergewicht und "Verhaltensauffälligkeiten" haben auch laut UNICEF-Studie "in den vergangenen Jahren stark zugenommen". Der Nachwuchs der Ausländer- und Migrantenfamilien ist in dieser schwierigen Gesamtsituation besonders benachteiligt. Zurzeit verlassen rund 17 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ihre Schule ohne Abschluß. Baden-Württemberg ist in dieser anti-sozialen Ausrichtung Spitzenreiter - hier liegt dieser Wert bei 30 Prozent, Hamburg und Berlin folgen mit 25 Prozent. Der wenig bekannte und von den Mainstream-Medien weitgehend ignorierte 'Kinder- und Jugendgesundheitssurvey' (KiGGS) des renommierten Rober-Koch-Instituts liefert zur Umweltbelastung von Kindern der Unterschicht detaillierte und erschreckende Befunde. Von Geburt an haben arme Kinder hierzulande schlechte Karten. Auf Umweltschadstoffe reagiert der kindliche Organismus besonders sensibel. Schließlich befindet er sich noch in der Entwicklung. Zugleich sind Kinder in besonderem Maße auf eine gute Ernährung angewiesen. Das Wohnumfeld und die Möglichkeiten für Spiel und Bewegung unterscheiden sich je nach sozialem Milieu. Giftbelastung, gesundheitliche Mangelsituationen und eingeschränkter Zugang zu Bildungsmöglichkeiten kennzeichnen das Leben von Kindern der Unterschicht in Deutschland.
Ausgewählte Indikatoren aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS)
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