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Berufsbildungsbericht 2007
49.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz
Letzte Woche wurde der "Berufsbildungsbericht 2007" von der "schwarz-roten" Bundesregierung veröffentlicht. In einer parallel verbreiteten Presseerklärung ist von einer "positiven" Entwicklung die Rede. Tatsächlich jedoch blieben 49.453 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz. Der bisherige Negativrekord aus dem Jahr 1997 wurde noch übertroffen, wo 47.421 junge Menschen bei der Lehrstellensuche leer ausgegangen waren. Die Bundesregierung spekuliert offenbar darauf, daß JounalistInnen lediglich den Text der Presseerklärung umformulieren und entweder keinen Blick in das umfangreiche Zahlenwerk werfen oder die Lüge von Merkel und Co. bedenkenlos weiterverbreiten. Die Bildungspolitik ist seit Jahren - auch während der sieben Jahre "Rot-Grün" - Scheibchen für Scheibchen schlechter geworden - sei es für SchülerInnen, StudentInnen oder wie nun wieder anhand der Zahlen deutlich wird: auch für die Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen. Statt die Rahmenbedingungen für mehr Ausbildungsplätze zu verbessern, werden den Jugendlichen subventionierte Praktika angeboten - was den Staatshaushalt belastet, aber die Unternehmen entlastet. Erschwerend kommt hinzu, daß die Qualität der Ausbildungsplätze - von löblichen Ausnahmen im Bereich mittelständischer und Handwerksbetriebe abgesehen - im Durchschnitt ebenfalls von Jahr zu Jahr schlechter wird. Das 'Schwarzbuch Ausbildung' der Gewerkschaftsjugend zeigt die gravierenden Mängel auf - doch in den Mainstream-Medien ist dies keine Meldung wert. Stattdessen ist vielfach zu hören und zu lesen, daß der "Ausbildungspakt" der Bundesregierung mit den Unternehmen zu einer Steigerung des Ausbildungsplatzangebots geführt habe. Tatsächlich konnte 2006 die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge um 4,7 Prozent auf 576.153 gesteigert werden. Da die Zahl der Jugendlichen des betreffenden Jahrgangs jedoch um rund 6 Prozent stieg, ist dieses Ergebnis schlichtweg nicht ausreichend. Kamen im Ausbildungsjahr 2004/2005 auf 100 Ausbildungsplätze noch 157 BewerberInnen, so waren es im Ausbildungsjahr 2005/2006 bereits 162. Wer also die Steigerng um 4,7 Prozent als Erfolg verkaufen will, lügt. Noch düsterer wird das Bild, wenn die Jugendlichen nicht ausgeblendet werden, die bereits Jahr um Jahr sogenannte Warteschleifen drehen. 150.000 bis 200.000 Jugendliche blieben im letzten Jahr vollkommen ohne ein qualifiziertes Ausbildungsangebot und damit ohne eine berufliche Perspektive. Der Vorsitzende der GEW, Ulrich Thöne, weist darauf hin: "Mittlerweile ist die Zahl der Menschen ohne Ausbildung, die jünger als 25 Jahre sind, auf rund 1,5 Millionen angewachsen." Stephanie Odenwald, Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Berufliche Bildung und Weiterbildung, schlug angesichts der Lehrstellen-Entwicklung den Ausbau vollzeitschulischer Ausbildungsangebote vor. Diese sollten dann mit einer Kammerprüfung enden. "Wenn die Wirtschaft ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung zur Ausbildung der nachwachsenden Generation nicht nachkommt, muß der Staat im Interesse der jungen Menschen in die Bresche springen", betonte Odenwald. Es sei sinnlos, "immer mehr Jugendliche in endlose, nicht qualifizierende Warteschleifen zu schicken. Hier wird nur die Lebenszeit junger Menschen vergeudet." Dies wird den Jugendlichen allerdings nicht geschenkt werden. Nur wenn sie sich am Kampf gegen den Sozialabbau beteiligen, kann eine Wende zustande kommen. Und nur dann, wenn wir die Politik gemeinsam in die eigene Hand nehmen, wird es nicht weiter abwärts gehen. Erst dann gibt es eine Chance, daß das Versprechen eingelöst wird, daß alle Jugendlichen eine Bildungs-Chance erhalten. Nur wir selbst werden dieses Versprechen einlösen - oder es wird ein leeres Versprechen bleiben. Zurück zur Übersichtsseite 'Redebeiträge' Zurück zur HAUPTSEITE
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