MONTAGS-DEMO FREIBURG
Redebeitrag vom 25.09.06

Sozialabbau und sinkende Lebenserwartung

 

Der offizielle Bericht des 'Robert-Koch-Instituts' - im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums - zum Gesundheitszuustand der deutschen Bevölkerung wurde letzte Woche veröffentlicht.

Ich zitiere einige repräsentative Überschriften aus den Tageszeitungen:
"Die Deutschen sind bei guter Gesundheit" (BZ)
"Deutsche leben gesünder" (mehrere Zeitungen)
"Deutsche immer gesünder" (Neu-Ulmer Zeitung)

Erst wer nach solch beruhigenden Überschriften die Artikel bis zum Ende durchliest, erfährt: Nicht nur sozial geht die Schere zwischen Oben und Unten in Deutschland immer weiter auseinander - auch beim Gesundheitszustand. Da ist dann zu lesen, daß die unteren 14 Prozent dieser reichen Gesellschaft bis zu doppelt so häufig von Schlaganfall, chronischer Bronchitis, Bandscheibenvorfällen und Depressionen betroffen sind. Nebenbei bemerkt: Bei den unteren Schichten gilt Depression überwiegend wegen mangelnder Bildung gar nicht als Krankheit.

Fazit:
Wer arm ist und zu den unteren sozialen Schichten gehört, hat einen schlechteren Gesundheitszustand und stirbt früher.

Wir müssen allerdings davon ausgehen, daß die erschreckenden Ergebnisse noch geschönt sind.

Und wenn das Thema einmal nicht umgangen werden kann, werden die Ursachen für den sich verschlechternden Gesundheitszustand der Armen ausgeblendet. Schlimmer noch, sie werden diesen nicht selten in die Schuhe geschoben.

Beispielhaft ist hier ein Artikel aus der heutigen Badischen Zeitung, Seite 26. "2.300 arme Kinder leben in Freiburg". Er scheint mit dem Artikel "Die Deutschen sind bei guter Gesundheit" auf den ersten Blick nichts zu tun zu haben. Der Kinderschutzbund hatte am gestrigen "Weltkindertag" zu einer Veranstaltung an den Seepark gerufen.

Ich zitiere aus dem BZ-Artikel: "Zum Weltkindertag wird jährlich ein Aspekt thematisiert. Laut Gabriele Daniel-Schnitzler ( - die Vorsitzende des Kinderschutzbundes - ) schlägt Kinderarmut auch in Deutschland mit zu wenig Arztbesuchen und Sparen am falschen Ende zu Buche."

Daß die Armut durch den seit Jahren betriebenen Sozialabbau verursacht wird, bleibt unerwähnt. Im Gegenteil: Wer spart am falschen Ende? Die Eltern der Kinder! Da wissen wir also, wer schuld ist.

Dann heißt es weiter:
"Ökologische und gesunde Ernährung können sich viele nicht leisten", so Gabriele Daniel-Schnitzler. Traurig, daß hier auch noch solch dumme Vorurteile weiterverbreitet werden. Ökologische Ernährung - sogar aus dem kleinen Bioladen - ist unterm Strich preiswerter - nicht nur bei vegetarischer Ernährung. Es ist nur eine Frage der Kenntnisse. Bekannt ist beispielsweise auch, daß die Billig-Discounter ihre niedrigen Preise durch das reichhaltige Sortiment von verlockenden Süßigkeiten am Fließband bei der Kasse locker wett machen. Vollkorn-Brot und Vollkorn-Nudeln machen schneller statt und sind zusammen mit schmackhaftem Obst und Gemüse unterm Strich billiger als der Fertig-Fraß vom Billig-Discounter. Und nicht zu vergessen: Gesund bleiben ist auf lange Sicht ebenso billiger - und das nicht erst, seit Praxisgebühren von 10 Euro eingeführt wurden.

Erwähnt ist in dem Artikel aber selbstverständlich, daß irgend ein Promi - beim Freiburger Weltkindertag Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach - auftaucht und mit einem Scheck über 17.000 Euro herumwedelt. Da fällt mir immer ein, was die meisten Christen - oder zumindest die sich so bezeichnen - vergessen. Vor 2000 Jahren hatte dieser Jesus klipp und klar gesagt: "Hütet euch, eure Gerechtigkeit zur Schau zu stellen. Wenn du Almosen gibst, laß es also nicht vor dir herposaunen wie die Heuchler." (Matthäus-Evangelium, Kapitel 6, Vers 1 und 2).

 

Zurück zur Übersichtsseite 'Redebeiträge'

Zurück zur HAUPTSEITE