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Volker Kauder,
Eine ernsthafte Frage vorneweg: Nach welchen Kriterien wählt die Union in diesem Land ihre Fraktionsvorsitzenden aus? Intelligenz? Sachverstand? Logisches Denkvermögen? All dies jedenfalls nicht! In einem Interview mit der 'Süddeutsche Zeitung' zur Optimierung der "Reform" der "Reform" der "Reform" Hartz IV zeigt der momentane Amtsinhaber, Volker Kauder, daß er nicht die geringste Ahnung von Tuten und Blasen hat - wozu auch?
Ein besonderes Lob muß man auch den beiden Interviewern Nina Bovensiepen und Jens Schneider aussprechen. In bisher ungekannter Nonchalance lassen sie den Interviewten den offensichtlichsten Blödsinn erzählen - anscheinend ohne es auch nur zu bemerken - oder gar nachzuhaken.
Das Ganze beginnt schon damit, daß sich Volker Kauder mit seiner Forderung nach Reform der gerade eben verabschiedeten Reform der Reform auf den kürzlich veröffentlichten Bericht des Bundesrechnungshofs beruft. Er hat sich allerdings nicht die Mühe gemacht, diesen zu lesen, wozu auch, ersetzt doch große Schnauze immer den Sachverstand, das hat doch schon Schröder bewiesen, als er noch Kanzler war. Kauder behauptet, im Bericht sei moniert worden, daß viele ALG-II-Empfänger ungerechtfertigt Leistungen bekämen. Das steht aber gar nicht im Bericht, weil der Rechnungshof das gar nicht nachprüfen konnte. Statt dessen steht zum Beispiel in dem Bericht die Kritik, daß die Berechtigten erst nach Monaten Gelegenheit zu einem Gespräch im Amt bekommen.
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Kurz: Kauder hat nicht nachgelesen und keine Ahnung. Die beiden Interviewer lassen ihm das durchgehen, obwohl jeder halbwegs grundgebildete Journalist sofort die Frage nachgeschoben hätte: Worauf begründen Sie das?
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Dann kommt Kauder zu seinem Lieblingsthema. Es gehe nicht an, daß Menschen Arbeitslosengeld bekommen, ohne auch etwas dafür zu tun. Bei Hartz-IV-Geschädigten fällt ihm ein: "rumgammeln" und "den ganzen Tag im Bett liegen". Da ist es nur konsequent, daß er die Null-Euro-Jobs vorschlägt. Die Arbeitslosen sollen gemeinnützige Arbeit verrichten, ohne dafür auch nur die 1-Euro-Zumutung bezahlt zu bekommen. Das ist allerdings nun wirklich neu und einfallsreich. Die Wiedereinführung der Sklaverei.
Aber er hat noch viele weitere Ideen:
Na, da haben wir endlich einen, der die Arbeitslosigkeit abschafft. Es sind nämlich 7 Millionen Stellen als Kellner abends in Kneipen frei und die Faulenzer wollen die Stellen nur nicht annehmen! Hat er auch nur ein einziges Mal mit einem Stellensachverständigen gesprochen, ob wirklich Kellnerstellen frei sind und wie viele? Gibt es irgendeine Statistik, daß irgend eine nennenswerte Zahl von Arbeitslosen vernünftig bezahlte Kellnerstellen abgelehnt hätte? Klar, es gibt keine, er zaubert diese Dinge einfach aus dem Ärmel. Kauder geht von der früheren Rechtslage lange vor Hartz IV aus, als man nur Stellen der eigenen Beruftsrichtung und seines Niveaus annehmen mußte. Wenn nämlich bis jetzt jemand ein Kellnerstelle abgelehnt hat, kann er dann nicht mit "harter Kürzung" belegt werden, nach dem eben beschlossenen Recht sogar bis Null? Klar kann er. Das Problem ist, daß Kauder das nicht weiß, weil er keine Ahnung hat. Er macht Vorschläge, die längst umgesetzt sind. Und wieder kein Einhaken der Interviewer.
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Ein Dumm-Dumm-Punkt nach dem anderen:
Was sollte also das ganze Interview? Es soll hinausposaunt werden:
Es geht um Stimmungsmache, nicht um Realität. Bleibt noch als Bemerkenswertes, daß es dieser Dumm-Dumm-Vorsitzende zynisch wagen konnte zu sagen, er zum Beispiel könnte zu einem Kellnerjob abends verdonnert werden. Er weiß natürlich genau, er wird nie arbeitslos sein, denn er hat nach seiner politischen Karriere ja schon die Schäfchen im Trockenen bei einem der Konzerne, denen er jetzt den Weg bereitet. Wenn 83 Prozent der Deutschen den bürgerlichen Politikern kein Vertrauen mehr entgegenbringen, dann haben wir hier ein neues Beispiel, warum. Ich danke fürs Zuhören.
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