|
alternativlos?
Ich möchte mit einem Vorschlag beginnen: einem Vorschlag an die Gesellschaft für deutsche Sprache, einem Vorschlag für das Unwort des Jahres 2004, ja eigentlich das Unwort des Jahrzehnts oder der letzten beiden Jahrzehnte... 'alternativlos': ein Lieblingswort von Schröder, Müntefering und Fischer, ein Lieblingswort nahezu aller Medien, aber auch ein besonders beliebtes Wort der GRÜNEN - nicht nur in Berlin. Auch die Freiburger Giftliste mit der Schließung von Bädern und der Abschaffung von Arbeitslosen- und Sozialpaß und vielem mehr war laut grünem OB und grüner Fraktion 'alternativlos'; und die Wenigen, die dies anders sahen, einfach politikunfähig und unverantwortlich. 'alternativlos' ist ein Unwort. In der Tat, das gibt es einfach nicht: keine Alternative; wirklich alternativlos ist das Wetter und der Tod; zu jeder Entscheidung aber gibt es mindestens eine Alternative. Das haben Entscheidungen so an sich. Sonst wären sie keine. Wer also behautet, seine Entscheidungen seien 'alternativlos', der oder die lügt! Bleibt nur die Frage: Warum? Um diese Frage zu beantworten, muß man genauer hinschauen, welche Entscheidungen als alternativlos deklariert werden. Da gibt es einige Auffälligkeiten:
1. Sie sind nie zum Schaden derer, die diese Entscheidungen treffen. PolitikerInnen gehören bei uns eigentlich nie zu den Gruppen, die von 'alternativlosen' Entscheidungen getroffen werden... Hartz IV, das ist auch so ein Fall von 'alternativlos', aber längst nicht der erste (und wenn wir uns nicht irgendwann endlich durchsetzen, auch längst nicht der letzte). Auch andere Entscheidungen, die scheinbar nichts mit aktuellem Sozialabbau zu tun haben, tragen den selben Aufkleber.
'alternativlos' war vor Jahren angeblich die faktische Abschaffung des Asylrechts,
genauso 'alternativlos', wie die Absenkung der Sozialhilfe für Asylbewerber und wie die Freßpakete, (Es gibt ja bekanntlich nur eine bestimmte Sorte von Flüchtlingen, mit denen sehr pfleglich und zuvorkommend umgegangen wird, und deren nachhaltig kriminelle Aktivitäten auch unter Rot-Grün keinesfalls zu einer Minderung der Wertschätzung führt: das sind die Steuerflüchtlinge...) 'alternativlos' war, so behaupten sie auch die Steuerreform 2000, die Praxisgebühr und die Rentenkürzung. Und jetzt also auch Hartz IV. Ich möchte Euch zu dieser allseits behaupteten Alternativlosigkeit ein paar Zahlen vortragen, auch wenn diese manchen schon bekannt sein werden:
Es stand in keinem Wahlprogramm als Ziel, es hätte auch niemand als Ziel gerade einer rot-grünen Regierung vermutet: Sie haben es erreicht: Wir sind dank Rot-Grün (fast) die Besten bei den Steuern. Das gibt es sonst nirgends und das gab es auch bei uns noch nie. Selbst Kohl schaffte mit seinen Steuergeschenken an die Besserverdienenden (Ihr erinnert Euch: Millionäre zahlen halt keine Steuern - deshalb sind sie ja Millionäre, das war der Slogan der Ära Kohl) selbst Kohl schaffte es gerade mal auf schlappe 21,6 Prozent bei der Steuerquote im Jahr 96 - und wurde zwei Jahre später abgewählt von Millionen von Menschen, die es den Grünen und der SPD geglaubt hatten, daß sie mit diesen skandalösen Steuergeschenken, mit diesem Verschleudern öffentlichen Eigentums in Form von Verzicht auf Steuereinnahmen Schluß machen wollten.
Alternativlos??? 56 Milliarden Euro hätten wir jährlich mehr in den öffentlichen Kassen, die einfachen Leute hätten nicht weniger als jetzt, den Konzernen mit hohen Gewinnen und ihren Aktionären und den besserverdienenden Teilen der Gesellschaft würde einiges fehlen, wenn es Rot-Grün wenigstens bei den Steuersätzen von 2000 belassen hätten.
Das gleiche nochmals, ein bißchen im Detail: Dazu eine kleine Info: Bei 7.000 Euro zu versteuernden Diäten bringt die letzte Stufe der Steuerreform zum 1.1.2005 (ohne weitere steuerliche Besonderheiten) einem / einer Bundestagsabgeordneten monatlich zusätzlich 142 Euro, zusammen mit den 166 Euro vom letzten Januar macht das pro Kopf und Monat mehr als 300 Euro zusätzliches Nettoeinkommen.
Enden sollte das Schreiben mit der Aufforderung zu einer schriftlichen Antwort und der Aufforderung, statt der gefaßten Beschlüsse die einfachste aller Alternativen zu wählen: Und dann beginnen wir - zusammen mit den Menschen in diesem Land, neu nachzudenken. Über Alternativen.
Mit einer Frage möchte ich schließen, einer Frage, die mir sehr wichtig scheint.
Ich möchte uns fragen:
Und: Gibt es sie tatsächlich in unseren Köpfen, Alternativen zu all dem, was uns als alternativlos präsentiert wird?
oder kurz gefaßt: Ich danke fürs Zuhören.
Zurück zur Übersichtsseite 'Redebeiträge' Zurück zur Hauptseite
|